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Hell Over Hammaburg 2014 - Hamburg, Markthalle / Marx - 01.03.2014

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Hell Over Hammaburg 2014Ausverkauftes Haus, gut 1.100 Gäste, die sich in Markthalle und Marx tummeln, beste Stimmung, tolle Auftritte. Das Hell Over Hammmaburg geht in die zweite Runde und man darf wohl zu Recht behaupten, dass sich das Festival inzwischen etabliert hat. Und das in Zeiten, in denen andere Hallenfestivals trotz namhafter Billings kurzerhand abgesagt werden müssen, weil der Vorverkauf miserabel ist. Was also ist das Erfolgsgeheimnis des Hell Over Hammaburg? Es dürften mehrere Faktoren sein. Die von Veranstalter Wolf-Rüdiger Mühlmann handverlesene Bandauswahl, die den Fokus auf den musikalischen Trüffel legt statt auf Massenware, ist sicher der wichtigste, die günstig gelegene und echt gemütliche Location ein weiterer, die Tatsache, dass das HOH eines der ersten Festivals der neuen Saison ist, aber sicher auch der Umstand, dass man hier viele bekannte Gesichter und Gleichgesinntere als bei anderen Veranstaltungen trifft - all das macht den Reiz des "kleinen, deutschen Roadburn" aus.

Musikreviews.de hat in diesem Jahr gleich vier Redakteure für die Berichterstattung abgestellt - damit wirklich auch jede der 13 Bands berücksichtigt werden kann. Ihre Eindrücke schildern Andreas Schiffmann (AS), Andreas Schulz (ASZ), Lars Schuckar (LS) und Lothar Hausfeld (LH).

BölzerAn diesem Samstag findet nicht nur das Hell Over Hammaburg statt, sondern auch eine Kundgebung zur Lampedusa-Problematik. Das sorgt für Staus rund um den Hamburger Hauptbahnhof und eine länger als geplant dauernde Anreise. Um 15.45 Uhr, also eine Viertelstunde vor Programmbeginn, steht man vor der Markthalle, die Abfertigung geht zum Glück zügig, so dass man rechtzeitig in der kleinen Marx steht, um BÖLZER zu sehen. Das Duo aus der Schweiz eröffnet das Spektakel in diesem Jahr und ist selber eine spektakuläre Band. Sänger und Gitarrist KzR ist ein echter Hüne mit dickem Rauschebart, hat das Mikrofon in bester Lemmy-Manier so hoch eingestellt, dass er beim Singen darunter hängt und hämmert mit Drummer HzR einen brutalen Mix aus Sludge und Black Metal in die Menge. Mit ihrer Debüt-EP "Aura" haben sich die Schweizer schnell Kultstatus erspielt und werden recht begeistert aufgenommen. In einfarbiges, dunkel eingestelltes Licht gehüllt, entfacht der rohe, derbe Sound eine eindringliche Wirkung und man fühlt sicht von dem mächtigen Inferno direkt zu Anfang ein bisschen überrollt. Insgesamt sieben Songs werden heruntergeholzt, also die drei vom Demo "Roman Acupuncture", die drei EP-Tracks sowie ein bislang unveröffentlichter. Sollte man mal gesehen haben.

Das denken sich auch zahlreiche Gäste, die nicht mehr in die Marx gelassen werden, weil es da drin schon zu voll ist. Das sorgt hier und da für ein bisschen Unmut, ist aber in dieser Location nicht zu vermeiden. Da hilft es nur, rechtzeitig vor Ort zu sein, wenn man eine Band sehen möchte und nicht erst, wenn diese schon angefangen hat. An diesem Problem wird sich auch in Zukunft nichts ändern lassen, wenn der Laden voll ist, es soll aber versucht werden, die Situation durch eine günstige Verteilung der Spielzeiten zu entzerren. (ASZ)

CorsairNeben MANTAR profitieren auch CORSAIR von der Absage von THE OATH, denn das Quartett aus Virginia darf sich auf seinem ersten Europa-Trip (für den man im Vorfeld um finanzielle Unterstützung seitens der Fans in Form einer Crowdfunding-Kampagne gebeten hatte) gleich mal in der großen Markthalle präsentieren. Diese ist zu diesem frühen Zeitpunkt schon sehr ansehnlich gefüllt, zumal wohl nur die wenigsten Besucher bisher mit dem Material der Band mit der einzigen Dame des Festivals (stimmt nicht, HETROERTZEN haben auch eine Gitarristin - ASZ) vertraut sein dürften. Und dass Gitarristin Marie Landragin zusammen mit ihrem Gegenpart Paul Sebring zu den wichtigen Säulen im Soundgefüge der progressiven Classic-Rocker gehört, belegt bereits ausführlich das gesangsfreie "Agathyrsi" zum Einstieg. Bevor es im späteren Verlauf des Festivals auf den Bühnen noch oft genug fies und düster werden wird, stehen hier und jetzt Twin-Gitarren zum Genießen und harmonische Finesse auf dem Programm. Die Band agiert zwar bewegungsarm und in ihrem Spiel ziemlich introvertiert, da etwa kaum Interaktion mit dem Publikum stattfindet, und ist durch ihren vermutlich bisher größten Auftritt vielleicht auch etwas nervös, aber ihre Musik ist auch nicht für das große Stageacting gemacht, sondern lädt zum genauen Zuhören ein. Während durch die recht langen Instrumentalstrecken immer wieder Jam-Atmosphäre aufkommt, macht der unter der Saitenfraktion aufgeteilte Gesang die Band zusätzlich speziell. Gitarrist Paul ist dabei zwar am meisten gefordert, aber das THIN LIZZY-Flair kommt passenderweise erst so richtig gut rüber, wenn der zentral positionierte Bassist Jordan Brunk bei einer Nummer wie "Chaemera" die Vocals alleine übernimmt. Und die tänzelnden Rhythmen und Melodien, die auch einen Song wie "Falconer" ausmachen, verfehlen ihre Wirkung beim Publikum nicht, welches der Band zunehmend deutlich macht, wie willkommen sie trotz ihrer verhältnismäßig melodischen Ausrichtung in der Hamburger Hölle sind. Als die musikalische Reise mit CORSAIR gefühlt viel zu früh schon wieder vorbei ist, besteht beim Pausenbier dann auch allgemeine Einigkeit über die ersten großen Gewinner des Tages. (LS)

MantarDas Hamburger Duo MANTAR steht als nächtes im Marx auf dem Plan. Die Band ist kurzfristig für THE OATH ins Programm gerutscht, passt aber perfekt hinein. Angesichts der Tatsache, dass MANTAR wie auch BÖLZER nur mit Gitarre und Schlagzeug agieren und beide Bands zumindest ansatzweise Einflüsse aus dem Black Metal verarbeiten, ist man geneigt, beide Bands auch direkt zu vergleichen. Wo bei den Schweizern ein Hüne vorne steht, ist es bei den Hamburgern ein dünner Schlacks mit nacktem Oberkörper und umgedrehter Kappe auf dem Kopf, der zudem auch noch schräg zum Publikum positioniert ist. Nicht nur optisch, auch musikalisch macht man Unterschiede aus. Was bei BÖLZER der Sludge, ist bei MANTAR der Harcdore - sprich, hier geht es deutlich groovelastiger zu, was wiederum zu deutlich mehr Bewegung im Publikum führt. Wer nicht bangt, nickt zumindest mit der Rübe mit. Durch den Einsatz von Nebel und Stroboskopen wird der nicht ganz so bollernde, dafür rotzigere Sound auch optisch ganz ordentlich in Szene gesetzt, das Sahnehäubchen auf einen ebenfalls sehr starken Auftritt sind die derben Krächzvocals von Schlacks Hanno. MANTAR ist übrigens türkisch und heißt auf deutsch "Pilz" - womit die Verbindung zum Trüffel von weiter oben wieder gegeben ist. (ASZ)

Omega MassifOMEGA MASSIF funktionieren immer und überall, ob sie wie jüngst beim Denovali Swingfest Verstärker zum Abrauchen oder ihren nach Post-Rock-Prinzipien gestrickten Instrumental-Ultra-Doom zur Basis bringen wie heute. Mag sich der eine oder andere zunächst auch befremdet fühlen: Die "Geisterfaust" lässt niemanden kalt, wobei bis auf eine oder zwei Säulen im Programm egal ist, welcher Song gespielt wird. Wie üblich zelebrieren die Würzburger ihren Sound bei minimaler Bühnenausleuchtung und bringen Zwerchfelle zum Zittern, ohne dass sie wie diverse Drone-Hupen aufs Songwriting verzichten würden. Andreas Schmittfull, eklektisch mit Shirt von Chaos Z, bleibt der Bewegungsmittelpunkt der Combo, sodass sich nur der Zuschauer in der Musik der Band verliert, nicht aber diese in der großen Halle.

Saturnalia TempleBei SATURNALIA TEMPLE ist man gespalten: Das Trio begeht Rituale, statt Konzerte zu geben, und muss sich Eintönigkeit vorwerfen lassen. Gitarrist Tommies Krächzen macht den monotonen Doom umso zäher, was dazu führt, dass man die stoische Musik nicht finster oder wenigstens schrullig empfindet, sondern nervig albern, zumal die Stockholmer null Ausstrahlung haben. Nach dem Ohrwurm-Opener "Golachab" versackt das Set in Beliebigkeit, die man auch nicht mit Psychedelic-Einflüssen schönreden kann. (AS)

In der großen Markthalle steht als nächstes der Death-Metal-Newcomer des Jahres 2013 auf dem Plan: SULPHUR AEON. Die nordrhein-westfälischen Cthulhu-Jünger haben mit ihrem Debüt "Swallowed By The Ocean's Tide" für Aufsehen und Begeisterung gesorgt und nun wird sich zeigen, wie das finster walzende, trotzdem melodische Todesblei live umgesetzt wird. Im Gegensatz zum Album ist der Sound dabei natürlich nicht ganz so morastig, was im Grunde genommen auch positiv zu werten ist. Die Band selber hat sich passend zum Unterwasser-Konzept des Albums mit Fischernetzen dekoriert und liefert eine hingebungsvolle Darbietung ab, bei der ein ausgewogenes Maß an Posing und Banging gefunden wird. Geschickterweise startet man genau so ins Set, wie auch auf dem Album, denn so befindet man sich als Zuschauer sofort auf gewohntem Terrain, Sulphur Aeonwenn man das Album kennt. Dass die Bühne beim ersten Song aber in rotes Licht getaucht ist, passt nicht so ganz ins Konzept, nur mit blau und grün zu arbeiten wäre wohl passender. Wobei das natürlich Jammern auf ganz hohem Niveau ist. Mit "Devotion To The Cosmic Chaos" präsentiert man dem Publikum eine neue, herrlich brutale Nummer, um den Triumphzug danach mit drei weiteren Songs zu vollenden. SULPHUR AEON überzeugen auch live auf ganzer Linie, räumen entsprechend gut ab und sind klar einer der Höhepunkte auf dem diesjährigen Hell Over Hammaburg. (ASZ)

Dead LordRein stilistisch betrachtet fallen DEAD LORD und ihr Retro-Hardrock mit kräftiger THIN LIZZY-Schlagseite ein wenig aus dem Rahmen – doch wer gedacht hätte, dass die Schweden vor spärlicher Kulisse ihr Debütalbum "Goodbye Repentence" zum Besten geben, sieht sich getäuscht: Wie häufiger an diesem Tag ist es schon vor dem Startschuss so voll im kleinen Marx, dass viele wartende Fans draußen bleiben müssen. Sie verpassen einen schweißtreibenden Auftritt mit hohem Faustschüttel-Faktor. Das Quartett ist in blendender (Spiel-)Laune, Sänger Hakim Krim grinst unter seiner Lockenpracht nach jedem Song ein bisschen mehr, macht zwischendurch begeistert Fotos von der euphorisierten Menge. Im Vergleich zu den Studioversionen klingt seine Stimme auf der Bühne ein wenig rauer, weniger knödelig, was den Songs fraglos bestens zu Gesicht steht. Highlight der Show: "Onkalo", das kräftig mitgesungen und gestreckt wird. Nach dem abschließenden "Ghost Town", das DEAD LORD auf Zuruf des Publikums spielen, ist viel zu früh Schluss – von diesem Hardrock mit hoher Hitdichte hätte man gerne noch mehr gehört. (LH)


The Ruins Of BeverastDanach wird es finster, denn THE RUINS OF BEVERAST machen sich mit ein paar Minuten Verspätung wegen technischer Probleme daran, die Markthalle zu pulverisieren. Alexander von Meilenwald hat sich hierfür mit Musikern von SECRETS OF THE MOON, KATHAARIA und ESSENZ verstärkt. Für dieses Vorhaben bedarf es übrigens keines optischen Firlefanzes, hier steht ganz klar die Musik im Mittelpunkt. So ist es fast schon wieder ein Statement, dass von Meilenwald nur mit schwarzem Pulli und blauer Jeans bekleidet auf der Bühne steht und auch seine Mitmusiker sind betont schlicht angezogen. Auch was die Lichtshow angeht, ist Spartanismus angesagt, so beschränkt man sich auf wenige Farben und Farbwechsel - und natürlich viel Nebel. Und das alles in Kombination mit dem schweren Bastard aus Black, Death und Doom Metal ergibt einen muskalischen Monolithen, der sich da vor den Zuschauern in der gut gefüllten Markthalle auftürmt. Beeindruckend, wie stoisch von Meilenwald am Mikrofon steht, mit tiefer und klarer Stimme singt und das Gerät vor ihm scheinbar verschlingen will, beeindruckend, wie die Band in entsprechenden Passagen ins synchrone Bangen verfällt, beeindruckend, welche Atmosphäre da mit minimalen Mitteln erschaffen wird. Zum Höhepunkt dieses raren Ereignisses geraten die abschließenden "Malefica" und "I Raised This Stone As A Ghastly Memorial". (ASZ)

BeehooverBEEHOOVER tauschen kurzfristig mit Faustcoven, deren Sänger anscheinend seinen Flug verpasst hat, und profitieren von der Situation, nicht als Absacker um Mitternacht spielen zu müssen. Das barfüßige Duo legt den vermutlich leidenschaftlichsten Gig der Veranstaltung hin, da es sich körperlich (Claus-Peter trommelt, als gehe es um sein Leben) und seelisch (Bassist Ingmar Petersen singt Texte wie in Stein gemeißelt) verausgabt, und sein Material ist prädestiniert für einen unmittelbaren Vortrag im intimen Ambiente. Die Interaktion der beiden zeugt von blindem Verständnis, gestaltet sich virtuos und wirft obendrein ansprechende Songs ab, die eigentlich Indie-Fans mit der beinharten Fraktion unter den Fans vereinigen müssten; zumindest letztere hat sich heute bekehren lassen, falls sie noch nichts von den Qualitäten der beiden Vollblutmucker im emotionalen Koordinatensystem von Sludge und Math Rock wusste. (AS)

ATLANTEAN KODEX spalten. Sie polarisieren. Auch in Hamburg: Der pathetische Epic Metal mit MANOWAR- und BATHORY-Zitaten wird entweder auf Knien gefeiert – oder mit einem Achselzucken abgetan. Das Objektive zunächst: Sänger Markus Becker wird in diesem Leben vermutlich kein Entertainer mehr, tut sich selbst beim Überbrücken einer kleinen Pause, hervorgerufen durch Gitarrenprobleme bei Manuel Trummer, schwer, die vollbesetzte Markthalle zu unterhalten. Der einstündige Auftritt gleicht dennoch einem einzigen Triumphzug, weil – hier verlassen wir nun das Objektive und begeben uns auf subjektives Glatteis – zum einen die Songauswahl den Schwerpunkt auf "The White Goddess" setzt, zum anderen die Band in den letzten Jahren enorm an spielerischer Qualität und auch Selbstbewusstsein auf der Bühne dazugewonnen hat. Atlantean KodexManuel Trummer spielt abwechselnd gedankenverloren, in sich gekehrt und – wie eine Gitarristenausgabe von Steve Harris – euphorisiert mitsingend. Mario Weiß‘ Drumming ist präzise und kraftvoll, Gitarrist Michael Koch und Bassist Florian Kreuzer halten sich weitgehend im Hintergrund, überlassen Trummer und Becker den vorderen Teil der Bühne. Und der Sänger gefällt mit Ansagen in bester Hansi-Kürsch-Manier ("Der nächste Song handelt von einem Pilgrim. Er heißt: ‚Pilgrim‘") auf dem humoristischen Parkett – und meistert gesanglich auch schwere Passagen wie in "Heresiarch" weitgehend fehlerfrei. Und mit Göttergaben wie "Twelve Stars And An Azure Gown", der Bandhymne "Atlantean Kodex", "Enthroned In Clouds And Fire" – als Show-Opener vielleicht ein wenig zu früh platziert – oder "Sol Invictus", dem am lautesten mitgesungenen Song des Auftritts, kann man ohnehin nur triumphieren. Zumindest bei den Anwesenden, denen ATLANTEAN KODEX mehr als ein Achselzucken wert sind. (LH)

HETROERTZEN sind die vielleicht ungewöhnlichste Band auf dem diesjährigen Billing. Die Black Metaller stammen ursprünglich aus Chile, sind aber nun in Schweden ansässig. Dass ein Teil der Mitglieder vor dem Auftritt mit schickem Anzug durch die Markthalle streift, wirkt ein bisschen skurril, passt aber andererseits auch dazu, dass man viel Wert auf das Drumherum legt. Was jedoch auf der kleinen Bühne im Marx zum Nachteil gerät. Denn wenn man mit fünf Musikern auf der Bühne steht, ein riesiger Gong Platz braucht, ein großes Metallpentagramm untergebracht Hetroertzenwerden und ein Tisch für die rituellen Utensilien und den Kerzenständer bereit stehen muss, wird es verdammt eng. Eigentlich soll die Band auch um 22 Uhr loslegen, doch bis das Intro auch zum richtigen Zeitpunkt gestartet wird (einmal kommt es zu früh), vergehen weitere 20 Minuten. Ob die Verzögerung selbstverursacht ist, sei dahingestellt, im Publikum macht sich jedoch ein bisschen Ungeduld breit. Als es dann endlich losgeht, erscheinen die Musiker in lange Kapuzenkutten gehüllt (darunter eine Gitarristin, die sich unverschämterweise "Åskväder" nennt statt ordnungsgemäß Claudia, Margarete oder Chantalle... - LS) auf der Bühne und Sänger Kæffel sorgt mit mit einem Rauchschwenker in Totenkopfform für sakrale Atmosphäre. In blutrotes Licht getaucht wird orthodoxer Black Metal mit ungewöhnlichem Gesang und rituellen Handlungen dargeboten. Diese Theatralik ist sicher nicht jedermanns Sache, wer dafür jedoch empfänglich ist, hat an der kunstvoll aufgezogenen Show und guten Songs wie "Ardetha", "Blood For The Egregore" und dem abschließenden "The White Priestcraft" seine dunkle Freude. Trotzdem wäre eine größere Bühne für die Band angemessener gewesen. (ASZ)

Auch wenn sich zu fortgeschrittener Stunde die Reihen im Vergleich zu den Shooting Stars von ATLANTEAN KODEX doch etwas gelichtet haben, gebührt der Status des heutigen Headliners zu Recht der schon seit Längerem wiedererstarkten NWOBHM-Legende SATAN. Die altgedienten Recken aus Newcastle nehmen das Gewese um den Gehörnten trotz ihres Namens zwar nicht annähernd so eng wie manch anderer Vertreter im Billing (daher ja auch die früheren Namensänderungen in BLIND FURY bzw. PARIAH), musikalisch gehen sie aber keine Kompromisse ein und sind einer der stärksten noch/wieder aktiven Vertreter des 'alten Heavy Metal'. An ihrer Relevanz auch für die heutige Metal-Szene besteht sowieso und spätestens durch ihr letztjähriges, fulminantes Reunion-Album "Life Sentence" kein Zweifel. Dass mit den Engländern zudem auch live wieder voll zu rechnen ist, haben sie in den letzten Jahren bereits mehrfach eindrucksvoll bewiesen. SatanMit dem typischen "Court In The Act"-Einstieg in Form des Hymnen-Duos "Trial By Fire" und "Blades Of Steel" wird schnell klar, dass das auch heute keinen Deut anders sein wird. Die Klassiker erklingen im besten Sound und werden von einer hervorragend eingespielten Band mit routinierter Klasse und einnehmender Erhabenheit dem schnell wieder wach werdenden Fanreihen präsentiert. Mit einem Gitarrendoppel wie Russ Tippins und Steve Ramsey kann eh kaum was schiefgehen, Basser Graeme "Bean" English (gemeinsam mit Ramsey auch weiter bei SKYCLAD aktiv) hat wieder deutlich den größten Spaß bei der Sache und auch Brian Ross scheint heute einen besonders guten Tag erwischt zu haben. Er ist bestens bei Stimme, auch die Screams sitzen perfekt und insgesamt macht er einen noch besseren und sichereren Eindruck als zum Beispiel vor drei Jahren beim Keep It True XIV. Bevor es weitere Songs ihres Kultalbums zu feiern gibt, folgen mit "Time To Die" und "Twenty Twenty Five" die ersten neuen Nummern und es zeigt sich auch live, wie perfekt sie mit dem neuen Material an ihre besten Tage anknüpfen können. Und dass der Band bewusst ist, was ihr mit dem aktuellen Album gelungen ist, zeigt die Setlist, in der mit "Cenotaph", "Siege Mentality", "Incantations" und "Testimony" noch unerwartet viel davon auftaucht. Brian Ross lässt sich währenddessen trotz seiner coolen Erscheinung - auch wenn er später seine schwarze Brille tatsächlich auch mal abnimmt - von der guten Stimmung im Saal anstecken und widmet sich zwischendurch intensiver den Fans und bedankt sich bei denen in der ersten Reihe per Handschlag für die Unterstützung. Mit "Oppression" und der Uralt-Single "Kiss Of Death" gibt es gegen Ende dann noch richtig legendären Stoff und obwohl man die Hymne "Pull The Trigger" durchaus vermissen darf, gibt es kaum was auszusetzen an diesem teuflisch guten Auftritt, der einem annähernd perfekten Festival den würdigen Höhepunkt verleiht. (LS)

FAUSTCOVEN stellen sich nach geringer Verspätung (aufgrund von Hetroerzens rituellem Popanz) als passender Sack-Zumacher heraus, da ihr Black Doom einerseits ausklingende Entschleunigung ist und andererseits niemandem vor die Wahl zwischen den Norwegern und SATANs fantastischem NWOBHM stellt. Ihr Zählfluss ist – so stereotyp es klingt – etwas für ganz Unentwegte, also sehr speziell, aber andererseits dennoch nicht elitär, so man sich eine akustische Schnittmenge aus schwarzer Rohheit und Proto-Metal vorstellen kann, VENOM treffen gewissermaßen auf PENTAGRAM, wie die Norweger bereits mit Coverversionen derselben angedeutet haben. Dass die Band das Festivall erfolgreich ausklingen lässt, liegt nicht zuletzt auch an Vordenker Gunnar Hansens Charimsa auf der Bühne, angesichts dessen Gimmicks wie die "Obsessed By Cruelty"-verdächtige Vollstrecker-Maske gar nicht nötig wären. (AS)

Damit ist das Bühnenprogramm zu Ende und DJ Krugi startet in der arg sauerstoffarmen Raucherlounge mit der Aftershow-Party und Musik von der Konserve. Nach dem langen Programm leert sich die Markthalle jedoch recht zügig und auch die Abgesandten dieses Magazins entscheiden sich für die Nachtruhe bzw. dafür, das letzte Bier an anderem Orte zu sich zu nehmen.

Mit hohem Zuspruch und Besuchern aus mindestens ganz Europa sowie einem tollen Programm hat sich das Hell Over Hammaburg zum echten Pflichtprogramm zu Beginn einer jeden Festivalsaison gemacht. Und weil es zweimal so schön war, wird es auch ein drittes Mal geben, nämlich am Samstag den 07. März 2015. Und angesichts der ersten gebuchten Bands, die MIDNIGHT, NECROS CHRISTOS und SOLSTICE heißen, sollte man sich wohl frühzeitig um Karten kümmern. So bald es dazu weitere Informationen gibt, wird es entsprechende Newsmeldungen geben.

Fotos:
Andreas Schiffmann: CORSAIR, OMEGA MASSIF, SATURNALIA TEMPLE, DEAD LORD, BEEHOOVER, SATAN
Andreas Schulz: BÖLZER, MANTAR, SULPHUR AEON, THE RUINS OF BEVERAST, ATLANTEAN KODEX, HETROERTZEN

Andreas Schulz (Info)

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